Allgemeine AK-Infos und Struktur
Der Arbeitskreis versteht sich als religionswissenschaftliches Netzwerk zur historischen und gegenwartsbezogenen Forschung in dem Themengebiet „Religion und Medizin“. Jährlich finden Arbeitstagungen oder Workshops zu ausgewählten Themen statt.
Diese sollen in der Regel aus einem der Öffentlichkeit zugänglichen Teil mit wissenschaftlichen Beiträgen der Arbeitskreismitglieder und einem internen ‚Geschäftstreffen’ zum Austausch und der weiteren Planung bestehen. Die Beiträge der Arbeitskreistagungen werden gegebenenfalls zur gemeinsamen Veröffentlichung vorgesehen.
Die Mitgliedschaft steht allen interessierten Mitgliedern der DVRW und der anderen Mitgliedsorganisationen der EASR offen.
Gegenstandsbereich und Ziele
Ziel des Arbeitskreises ist der Austausch zum Forschungsfeld, das bislang in vielen Bereichen von der Medizinanthropologie dominiert wird, in der religionswissenschaftlichen Forschung jedoch spezifische Perspektiven mitbringt und Forschungslücken aufweist. Gegenstand sind religiöse (bzw. „spirituelle“) Heilungsangebote sowie Diskurse, in denen sich religiöse und medizinische Akteur*innen im Spannungsfeld zwischen Medizin/Psychologie/klinischer Psychotherapie und Religion positionieren und positioniert werden.
Neue Heilverfahren im Bereich der Alternativen/komplementären/integrativen Medizin und Therapie weisen z.T. in ihrer Praxis und ihren Konzepten im Hinblick auf das Verständnis von Körper, Krankheit und Heilung eine Vielzahl von religiösen Aspekten auf.
Traditionelle Heilverfahren, die häufig mit religiösen Traditionen verbunden sind, stehen in modernen, globalisierten Kontexten in Konkurrenz zur Biomedizin und sehen sich bestimmten Herausforderungen gegenüber, woraus sich Transformationsprozesse ergeben. Hinzu kommen „re-inventions“ traditioneller Heilverfahren, zugeschnitten auf einen modernen, globalisierten Kontext, die in neuer Form und in einem neuen sozialen und kulturellen Umfeld angeboten werden. Neben den „re-inventions“ entstehen auch neue Verfahren, die zwar den therapeutischen Anforderungen moderner Gesellschaften entsprechen, aber aus dem überlieferten Wissen einer religiösen Tradition legitimiert und somit als Träger dieser Tradition reklamiert werden.
„Spiritual Care“ wird als Label und Praxis derzeit in Einrichtungen des Gesundheitswesens weltweit relevant. Die betreffenden Diskurse, Institutionalisierungsprozesse, Akteur*innen und Praktiken etc. werden bislang noch kaum aus religionswissenschaftlicher Perspektive untersucht.
Das Verhältnis von Religion und Biomedizin wird auch durch Diskurse bestimmt, in welchen sich religiöse Akteur*innen zur Biomedizin positionieren und biomedizinische zu religiösen Praktiken. Auch diese Diskurse wurden bislang wenig in der Religionswissenschaft thematisiert.